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Die lange Suche nach dem Meister
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Yoga, Religion und Esoterik
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Seite: 12
THEMA: Die lange Suche nach dem Meister
#344
Die lange Suche nach dem Meister 17.10.2009 19:57  
Hallo zusammen,
diese kleine Geschichte ist gewidmet all jenen, die meinen, Ihren Meister noch nicht gefunden zu haben oder sogar glauben, keinen Meister zu haben.

Die lange Reise und ihr Ziel
eine Geschichte frei nach JMH, einem Eingeweihten.


Vor langer Zeit lebte in einem fernen Gebirgsland ein reicher Mann mit Namen Antonius.
Er hatte alles genossen, was ihm aufgrund seines Reichtums möglich war, doch so langsam wurde er des ewigen Feierns und Amüsierens überdrüssig.
Er fühlte sich zunehmend leer und öde.
So suchte er sein Wissen durch das Lesen alter Bücher und Schriften zu erweitern. Nach und nach blieben dadurch seine bisherigen Freunde aus und er war allein mit sich und seiner Welt der Bücher.
Als er eines Tages in seinem Rosengarten ganz in ein Buch vertieft saß, begab es sich, daß ein Bettler hereintrat und um ein Almosen bat. Antonius – wohlgesonnen und bar jeglicher Knauserigkeit – zog seine Börse hervor und gab dem alten Bettler eine Handvoll Münzen und wünschte ihm Glück auf seinem Weg.
Der Bettler neigte sein Haupt vor Dankbarkeit. Doch statt wieder seines Weges zu ziehen begann er zu sprechen: „Lass mich Dir Deine Gabe vergelten. Wisse denn, angehender Philosoph, daß der äußere Schein trügerisch ist und Weisheit oftmals in ein sehr bescheidenes Gewand gekleidet ist. Wisse auch, daß Zufall nur ein Trugbild ist, daß keinen Platz vor der Wahrheit hat. Was mich zu dir bringt ist daher auch kein Zufall, denn mein Kommen ist nur die Folge deines Durstes nach Wissen nach Wahrheit.“
Antonius horchte auf und dachte bei sich, ´welch Weiser doch in jenem Bettlergewand steckte´ . So ließ Antonius Essen und Trinken auftischen, daß sich sein Gast setzen möge und in seiner Rede fortfahren möge.
„ Oh Suchender. Nur die aller ersten Früchte des Wissens lassen sich von den Seiten der Bücher pflücken. Aber wisse, daß wahres Wissen allein in der Seele zu finden ist. Und der Weg zu Deiner Seele geht durch das Herz, aus dem alle Dunkelheit verbannt werden muß – durch das Licht der Selbstlosigkeit. Da dies also so ist, lege deine Bücher beiseite und suche anderswo nach Wissen – wahrem Wissen. Denn was du erstrebst, das ist hier nicht zu finden. Nur auf den schneebedeckten Bergen dort hinten. Dort wohnen die Meister der Weisheit und warten immer darauf, daß sie ihre Schätze erleuchteten Wissens mit denen teilen können, die mutig und ausdauernd genug sind, den großen Anstieg zu bewältigen.
Doch nur die Selbstlosen können jenes Wissen erlangen. Darum ist es eine Bedingung, daß man jemand anderen mitnimmt auf diesem Weg. Selbst, wenn dieser nach einiger Zeit doch wieder umdrehen sollte, werden dich die Meister trotzdem empfangen.
Der Weg ist weit und mühsam. Doch es gibt genügend Herbergen und Dörfer auf dem Weg, in denen du dich lagern kannst. Und immer nur dort wirst du den weiteren Weg und Wissen zu deiner Vorinitiation erfahren. Denn Erleuchtung ist das oberste Ziel dieses Wissenserwerbes.“

Lange ließ Antonius diese Worte auf sich Wirken. Dann bedankte er sich bei dem weisen Bettler, doch nicht ohne eine Frage loszuwerden, welche ihn denn noch beschäftigte:
„Oh Weiser, daß alles will ich gerne auf mich nehmen – nur wo finde ich wohl einen Weggefährten für solch´ eine Reise? Wer außer mir hat denn wirklich noch Interesse daran, jenes wahre Wissen erwerben zu wollen?“
Der Alte lächelte.
„Oh Unwissender. Wären die Bedingungen unmöglich, so wäre ich kaum hierher gekommen. Denn sonst würde ich nicht nur meine, sondern auch deine Zeit stehlen und dir nichts als Lügen erzählen. Dabei bist du doch schon auf dem Weg angekommen. Indem du deines bisherigen Lebens überdrüssig bist, hast du den wahren Weg eingeschlagen. Jetzt mußt du ihn nur noch gehen!“
„Aber dies, oh Weiser der Berge, war doch nichts. Warum denn hätte ich noch an meinen alten Gewohnheiten, an jenen alten, aber falschen Freunden hängen sollen, nachdem ich erkannte, daß es mehr gibt, wofür es sich lohnt zu leben?“
Wiederum lächelte der Bettler.
„Oh Einfältiger, der du doch schon soviel erkannt hast: Nur wer ohne Mühe aufgibt, hat wirklich aufgegeben, denn zu verzichten auf das, was die Sinne noch begehren, heißt, am Rande eines Abgrundes zu stehen – immer in der Gefahr, in die Tiefe zu stürzen. Und jetzt überlege, ob dir vielleicht doch einer einfällt, der dich begleiten könnte. Vielleicht aber fällt dir auch jemand ein, der dich aus Liebe zu dir begleiten würde – ungeachtet der Gefahren und der Unsicherheit des Weges!“
Ohne noch eine Antwort abzuwarten, erhob sich der mysteriöse Bettler da und verabschiedete sich. Von den Speisen hatte er kaum etwas angerührt. Mit einem kurzen Lebewohl verschwand er dann aus den Augen des verblüfften Antonius.

Nun besaß Antonius einen „neuen“ Freund, welchen er durch sein Interesse für die Bücher des Wissens erst kennen gelernt hatte. Palomides - ein Mann, der aufgrund seines Lebens irgendwie anders war als alle Anderen und doch unscheinbar inmitten seines Ortes am Meer lebte.
Dorthin begab sich Antonius und erzählte ihm von den geheimnisvollen Worten jenes Bettlers. Dieser sein Freund freute sich sehr über Antonius` kommen, kam jedoch nicht umhin, seinen Freund zu warnen, ob er nicht ein wenig zu leichtgläubig sei.
„Dir zuzureden, hier zu bleiben, wäre eine Verantwortung, welche ich nicht übernehmen kann. Aber dich in jene Berge dort hinzuschicken, wäre die selbe Verantwortung. Auch ich habe vernommen, daß auf jenem Berge ein Kloster mit seltsamen Einsiedlern sein soll. Vielleicht war der Bettler doch aufrichtig. Und wenn du dir der Gefahr bewußt bist – kann dann wirklich etwas passieren?“
Antonius überlegte hin und überlegte her. Schließlich sprach er: „Aber woher einen Weggefährten nehmen? Schließlich ist dies die Bedingung!“
Palomides schwieg.
„Währst nicht du bereit, mein Freund....“ fing Antonius seine Rede an...
Doch dieser hob die Hand zur Abwehr. „Nun, wenn kein Freund dich begleiten kann – vielleicht eine Frau?“
„Eine Frau? Aber du weißt doch, daß ich allein bin.“
„Hm...das war aber nicht immer so. Ist denn keine jener Frauen, mit denen du früher allzu oft Kurzweil hattest, dir lieb und teuer geworden?“
Da aber kam Antonius nur Eine in den Sinn – Cynara. Wohl war sie ihm nicht mehr lieb und teuer als Andere, doch er hatte bemerkt, daß sie für ihn mehr empfand als dies ihre Mitgespielinnen getan hatten.
Etwas resigniert verabschiedete er sich also von Palomides und begab sich zum Haus von Cynara. Als er ihr seine Geschichte erzählt hatte, bemerkte er eine Träne in ihrem Augenwinkel. Fast ängstlich wartete er auf ihre Antwort.
Und dann fiel ihm ein Stein vom Herzen, als diese bejahend ausfiel.
Gemeinsam beschlossen sie, am nächsten Morgen aufzubrechen.

Die Nacht war lang, trotz den vielen Anweisungen für seine Abwesenheit an die Dienerschaft, trotz des Richtens des wenigen Gepäcks, welches er mitnehmen sollte.
Zweifel kamen auf. Warum belastete er sich ausgerechnet mit einer Dirne auf seinem Weg?
Aber dann kam er auch ins Überlegen, warum sie sofort –ohne lange nachzudenken, ohne finanzielle Forderung – zustimmte.

Als er am Morgen das Haus verließ, traf er vor dem Garten jenen geheimnisvollen Alten wieder. „Woher wusstest Du, daß ich gehen würde?“
Doch der Alte winkte liebevoll ab.
„Ich habe keine Zeit, unnütze Fragen zu beantworten. Nun, da du dich entschieden hast, deine Zukunft anzugehen, solltest du dich auch nicht lange aufhalten. Hier gebe ich dir ein Amulett, daß dir noch sehr helfen wird. Höre nun, denn dein erstes Ziel ist ein Dorf, welches am Fuße des kleinen Berges dort links liegt. Gehe in den Ort, dort findest du am Ende ein blaues Haus. Klopfe an, der Besitzer lässt dich ein. Von ihm erfährst du mehr. Und nun lebe wohl – und viel Glück auf deinem Weg.“
Der Bettler verschwand hinter der nächsten Ecke und Antonius brach endlich auf, seine Gefährtin zu holen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.

Ohne Pferd und Esel, ohne Träger und Diener, nur auf sich gestellt und mit einer Dirne anbei, welche er zumindest jetzt als Last empfand, verging der Tag mit strammem Marsch.
Als sie zum Dorf am Fuße des Berges kamen, suchten und fanden sie jenes Haus, welches ihm der Alte beschrieben hatte.
Am nächsten Morgen erfuhren sie ihr neues Ziel und die Reise begann von Neuem.

So verging Tag um Tag, doch nicht, ohne das Antonius die Fürsorge und Güte bemerkte, welche ihm von Cynara entgegenschlug.
Er machte sich nun innerlich Vorwürfe, daß er sie anfangs noch als Last betrachtet hatte.
Am späten Nachmittag des 7. Tages trafen sie bei einem Einsiedler und seiner Frau ein, deren Haus bereits hoch in jenen Bergen lag. So wie es ihnen am Morgen vor ihrer Abreise erklärt wurde, zeigte Antonius dem Einsiedler unaufgefordert sein Amulett und das Ehepaar hieß sie, in ihrer bescheidenen Hütte willkommen.
Sie waren wahre Meister der Gastfreundlichkeit!
Nach dem doch reichlichen Essen aus frischem Käse, Milch und köstlichem Brot mit Bergkräutern, bat sie der Einsiedler, es sich vor dem Kamin mit ihm zusammen bequem zu machen.
„So seit ihr also auf der Suche nach Weisheit und wahrem Wissen?“ begann er das Gespräch.
Antonius erzählte ihm daraufhin seine Geschichte, derweil Cynara einfach neben ihm saß und Gott dankte, daß es Antonius bisher noch so gut ging.
Als Antonius geendet hatte, erwiderte der Einsiedler: „Du tatest Recht daran, der Weisung jener Großen zu folgen, welche den Bettler geschickt haben.“
„So meinst du, der Bettler war ein großer Meister?“
„Nun wisset, ihr Reisenden, auch jener Bettler war kein Meister. Er war nur ein Schüler, der freiwillig diese Botschaft überbracht hat. Wohl kam er aus eigenem Willen, doch nicht ganz aus eigenem Antrieb. Sein Meister hat ihn als Sprachrohr benutzt.“
„Aber warum einen Bettler?“ wunderte sich Antonius.
„Nun, nur wer ohne zögern und mit festem Entschluss und –ja, auch mit anfänglichem Glauben! – so einem Ruf folgt, der ist wahrlich bereit, den Pfad zu beschreiten. Leider kommt es immer wieder vor, daß Schüler, welche bereit sind, beim Ruf dann zögern und zweifeln und sich für die falsche Richtung entscheiden. Dann heißt es für die Großen eben: Warten.“
Antonius ließ die Worte des Einsiedlers auf sich wirken. Nach einger Zeit des Grübelns jedoch fragte er: „Und du lehnst Cynara nicht ab? Obwohl wir einen sündhaften Lebenswandel hatten?“
Der Einsiedler lachte amüsiert über diese Frage.
„Wie könnte ich? Wisse, mein ängstliches Kind, daß es weder Schuld noch Unschuld gibt.
Außerdem ist Erfahrung die beste Lehrmeisterin, welche es gibt. Nur Verblendete behaupten etwas anderes! Denn jene, welche nie wirklich geliebt haben, nie die richtige Liebe erfahren haben, sind ungeeignete Lehrlinge über Dinge der Seele zu sprechen, Kunde von der wahren Liebe zu tun! Nur jene, welche die Begierde und die grenzenlose Liebe eines anderen Menschen kennen gelernt haben, können sie bei anderen Menschen verstehen und verzeihen und somit Nachsicht und Mitgefühl entwickeln, ohne die echtes Glück und Wissen nie zu erlangen sind.
Schaut: Die Quintessenz der Weisheit ist die Wandlung von Niederem in Höheres. Wie aber kann man etwas wandeln, daß nie da war? Aus diesem Grund wirst Du in den Biographien vieler Heiliger bemerken, daß sie oft verfolgt und gedemütigt wurden. Viele von ihnen sind zuvor so tief gefallen, wie wenige Menschen nur fallen können.“
Noch lange saßen sie an jenem Abend vor dem Feuer und lauschten den Lehren jenes Einsiedlers.
Die Unterrichtung ging auch in den nächsten zwei Tagen weiter. Cynara und Antonius genossen es, dem Wissen des Mannes zu lauschen und sie empfanden ihren Aufenthalt als Gnade des Glücks.
Noch vieles erfuhren sie, manche Dinge des Lebens verstanden sie danach besser. Doch mit jedem Verstehen erkannten sie auch, wie weit ihr Weg doch noch war.
„Wie kommt es, daß nur wir hier sind, um deinen Worten zu lauschen?“ fragte Cynara eines Tages – und es war ihre erste Frage an den weisen Einsiedler.
„Nun, der Lehrer ist immer bereit, sein Wissen aufzubreiten – allein die Schüler sind es, die ihn finden müssen!“
„Warum finden?“
„Schau – wahres Wissen über die Seele und die göttliche Liebe wird nicht auf dem Jahrmarkt feilgeboten. Wer dort einen Stand aufstellt und damit prahlt, was er schon alles getan und was er schon alles weiß – von dem wende dich ab und lauf so schnell es geht!
Wahres Wissen blüht im Verborgenen, denn es beleidigt oft die Ansichten der Menschen. Es verstellt oft deren Gesetze, die in Wahrheit unmenschlich sind. Darum ist der Weisheitslehrer immer an seinem Platz – nur der reife Schüler begibt sich auf die Suche nach ihm und zögert nicht. So wie Antonius und du.“

Weitere drei Tage vergingen in Ruhe und Unterweisung von den Dingen der Seele. Doch jede Zeit geht einmal zu Ende, so auch diese.
Zum Abschied bekamen sie vom Einsiedler noch diese Lehre mit auf den Weg:
„Meine Lieben, erkennt, daß wahre Spiritualität immer von oben kommt. Viele Menschen wähnen sich „erleuchtet“, nur weil sie das Böse in ihnen unterdrückt haben. Doch diese sind nicht einmal spirituell. Denn wisset:
Wer Böses unterdrückt, hat noch lange nicht das Gute! Nur wer das Gute aufbaut, wird das Böse verlieren!
Wer Krankheit bekämpft, ist noch lange nicht gesund! Nur wer die Gesundheit studiert, wird die Krankheit verlieren!
Wer den Hass bekämpft, hat noch lange nicht die wahre Liebe gefunden! Nur wer wahre Liebe sucht und zulässt, überwindet den Hass!
Sie klagen andere der Torheit an, sie werfen anderen eine falsche Sicht vor und so weiter und so fort. Wie kindisch!"

Fortsetzung gleich unten....
Woherwig
Senior Boarder
Beiträge: 70

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#345
Aw: Die lange Suche nach dem Meister 17.10.2009 20:07  
Fortsetzung von oben...

"Solange sie sich nicht Selbst erkennen, so lange werfen diese Menschen anderen genau das vor, was sie selbst empfinden.
Es ist dies ein Kreis, aus dem sie nur schwer ausbrechen können – denn sie meinen ja, bereits über den Dingen zu stehen!
Darum verrate ich euch jetzt eine Methode, Jahrmarktschreier von Weisen zu unterscheiden.
Haltet ihnen ihre Rede vor und zweifelt an. Bringt den Zweifel sowohl in der Sache als auch – ein wenig – in der Person vor.
Geht jener auf die Sache ein – hört ihm weiter zu!
Fühlt er sich jedoch angegriffen, gar beleidigt oder will nicht mehr weiterreden zu euch: Das ist der Jahrmarktschreier! Klärt ihn auf und lasst ihn dann gehen, wenn er auf seiner Meinung beharrt. Das merkt euch!“


So begaben sie sich wieder auf den Weg, nicht ohne vorher noch das Tagesziel genannt zu bekommen. Immer tiefer kamen sie so in die Berge hinein, vorbei an Almen mit grasenden Kühen.
Wie schön es hier war. Wie glücklich die Kühe aussahen.
Doch vom Einsiedler hatten sie gelernt, daß Schönheit und Glück nicht wirklich im Außen zu finden ist. Alles Schöne und alles Glück dieser Welt dient allein dazu, sich des wahren Glücks und der wahren Schönheit tief im Inneren des eigenen SELBST gewahr zu werden.

Nach weiteren drei Tagen – die Berge waren immer höher und höher von ihnen erstiegen worden und es war bereits tagsüber sehr kalt – kamen sie abermals an das Haus eines Einsiedlers. Dieser war in der Kutte eines Mönchs gekleidet.
Herzlich wurden sie hereingebeten.
„Seid willkommen. Es ist lange her, daß ich neue Schüler begrüßen durfte. Denn der Lehrer ist eher bereit zu unterweisen als der Schüler, zu lernen. Aber wir können nicht auf die Suche nach Novizen gehen, da dies in unserer Wissenschaft nicht üblich ist. Und die Eltern können uns ihre Kinder nicht bringen! Die Schüler müssen gänzlich aus eigenem Antrieb zu uns kommen!“
Antonius und seine Cynara bedankten sich für das herzliche Willkommen.
Der Mönch verriet ihnen, daß sie bei ihm drei Wochen bleiben würden. In der ersten Woche sollten sie das Wissen, was zu üben ist, erwerben. In der zweiten Woche sollten sie das Wissen erwerben, wie zu üben ist und in der letzten Woche schließlich käme das Üben selbst.

So geschah es. Die Zeit war angefüllt mit Lernen und begreifen und verging in der Begleitung des Mönchs doch so schnell, daß es ihnen wie ein Traum vorkam, als der letzte Tag gekommen war.
Der Mönch hatte sie darauf vorbereitet, daß der weitere Weg jetzt der Schlimmste sei. Kälte, Frost und Schnee sollten jenseits des Passes schon herrschen, kein Mensch würde ihnen mehr begegnen.

Und so war es auch. Kein Mensch, kein Dorf und nicht einmal ein Gasthaus lag mehr am Weg. Dafür fing es am dritten Tag nach dem Abschied von jenem Mönch bereits an zu schneien und in Windeseile war alles weiß.
Entlang des Pfades gab es einige Höhlen, welche ihnen des Nachts als Unterschlupf und Schutz vor dem Wetter dienen konnten.

Zwei weitere Tage danach geschah es am späten Vormittag: Cynara knickte mit ihrem Fuß um. Schon wenige Minuten danach schwoll dieser so an, daß an eine Fortsetzung des Weges nicht mehr zu denken war. Glücklicherweise fügte es sich, daß fast genau neben der Sturzstelle eine kleine Felsnische war, in welcher die Reisenden etwas geborgen waren vor den Unbilden des Wetters.
„Geh´ ohne mich weiter, Antonoius.“
Doch dieser schüttelte den Kopf.
„Du mußt aber gehen... sollten wir nicht heute Abend bei jenem geheimniswollen Felsenkloster eintreffen? Geh voran und hole Hilfe.“
„Aber wenn ich dich nun alleine lasse – in wenigen Stunden bist du erfroren!“
„Sorge dich nicht, Liebster.... geh´ einfach...“

Ja, so weit war es inzwischen mit ihnen gekommen: Ein liebendes Paar waren sie geworden.
So lies Antonius denn schweren Herzens seine Cynara allein.
Es hatte wieder zu schneien begonnen, heftiger als all die Tage zuvor.
Schon bald sah er sich einer fast undurchdringlichen, weißen Wand gegenüber. Jeder Fußtritt, jeder Atemzug schmerzte irgendwo an und in seinem Körper.
Doch er ging weiter....
Er musste weitergehen... vertraute nicht seine Cynara darauf, daß er mit Hilfe zurück kam?
Es begann zu dämmern. Irgendwann lies er sich erschöpft fallen, am Ende seiner Kräfte angelangt.
Er war am verzweifeln. Er fühlte sich verlassen und allein.
Irgendwann war ihm, als würde er Stimmen vernehmen...weit, weit weg...

Als er wieder zu sich kam, lag er in einem durch ein Kaminfeuer gewärmten Zimmer. Seine geliebte Cynara saß an seiner Seite und freute sich über sein Erwachen.
Nachdem er erfahren hatte, daß er kurz vor seinem Ziel zusammengesunken und danach gerettet worden war, stärkte er sich mit einer warmen Gemüsebrühe.
Dann wurden sie von einem Mönch ins Refektorium hinunter gebeten.
Als sich vor ihnen die Tür öffnete, staunte Antonius nicht schlecht. Denn vor ihm –im Gespräch mit zwei anderen Mönchen – stand sein Freund Palomides.
Als dieser Antonius erblickte, begrüßte er ihn freudig.
„Ja, wie kommst denn du hierher, mein Freund?“ fragte Antonius erstaunt nach.
„Och...ich ziehe mich oft hierher zurück. Es ist mir genauso Heimat wie mein Haus in deinem Dorf.“
Das verwunderte Antonius nun doch: „Dann bist du auch ein geheimnisvoller Weiser? Warum wolltest Du mich denn dann nicht begleiten, als ich darum bat?“

Palomides lachte. „Nun, da ich den Weg, welchen Du gerade vollendet hast, schon lange hinter mir hatte, war es nicht notwendig, die gleiche Reise zu wiederholen. Und besonders in deinem Interesse wäre es nicht ratsam gewesen.“
Da ahnte Antonius plötzlich die Weisheit. „Mein Freund und Meister, dir verdanke ich alles. Du hast jenen alten Bettler zu mir gesandt. Und du warst ständig die unsichtbare Kraft, welche uns von Lehrer zu Lehrer sandte und dafür sorgte, daß wir bei unseren Übungen nicht nachließen. Du warst es, welchen ich in der Meditation immer liebend wahrnahm.“
„Meine Freunde, nennt mich nicht Meister. Wisset, daß eure Reise, obwohl sie sehr real war, doch auch symbolisch für die für den Weg der Seele zum göttlichen Wissen ist. Doch euer letztes Ziel ist euer zuhause – denn nur dort wird wahre Spiritualität gelebt und nicht nur gepredigt. So, wie ihr diese Reise erlebt habt, steht sie ebenso symbolisch für die Reise der Menschheit. Sie sucht nach Glück und Wissen, so lange, bis sie schließlich lernt, daß dieses nur in der eigenen Seele zu finden ist. Wer am weitesten weg zu sein scheint, ist dem Ziel oft am Nächsten!“

[Ende der stark gekürzten Zusammenfassung! Aus: Der Eingeweihte, Band 1, Knaur, ISBN
3-426-04133-2 / vermutlich nur über Antiquariat oder gebraucht.]



So endet hier die Geschichte der Reise von Antonius und Cynara, einem bücherlesenden Freund und jenen seltsamen Weisen, welche verborgen in den Bergen in einem Kloster leben.
Und die Geschichte eines Meisters, welcher unerkannt unter Allen lebt.

Und die Moral von der Geschicht´?
Du bist niemals alleine nicht!
Denn gerade wenn Du es am wenigsten denkst, hat Dein Meister Dich bereits in seine spirituellen Arme geschlossen.
Du mußt jetzt nur noch Deine Augen öffnen und sehen.
Denn schließlich heißt es:
Wer Augen hat zu sehen, der sehe!
Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Liebe Grüße
Woherwig
Woherwig
Senior Boarder
Beiträge: 70

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#350
Aw: Die lange Suche nach dem Meister 18.10.2009 10:25  
woherwig schrieb:...
Doch vom Einsiedler hatten sie gelernt, daß Schönheit und Glück nicht wirklich im Außen zu finden ist. Alles Schöne und alles Glück dieser Welt dient allein dazu, sich des wahren Glücks und der wahren Schönheit tief im Inneren des eigenen SELBST gewahr zu werden.


Hallo Woherwig

Dieser Ausspruch hat mir gefallen.
Ist das zitierte Buch in dieser blauen Knaur Esoterik Reihe erschienen?
Mein Bruder hat fast alle davon. Dann leih ichs mir mal aus.

Schönen Sonntag
Leni
Leni
Fresh Boarder
Beiträge: 5

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#351
Aw: Die lange Suche nach dem Meister 18.10.2009 10:29  
Hallo Leni,
ja, genau, diese blaue Reihe.
Die hier wiedergegebene Geschichte beginnt aber erst ab Seite 151 und heißt: "Eine lange Reise und das Ziel".

Liebe Grüße
Woherwig
Woherwig
Senior Boarder
Beiträge: 70

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#361
Aw: Die lange Suche nach dem Meister 22.10.2009 15:26  
Hallo Woherwig

Und die Moral von der Geschicht´?
Du bist niemals alleine nicht!
Denn gerade wenn Du es am wenigsten denkst, hat Dein Meister Dich bereits in seine spirituellen Arme geschlossen.
Du mußt jetzt nur noch Deine Augen öffnen und sehen.
Denn schließlich heißt es:
Wer Augen hat zu sehen, der sehe!
Wer Ohren hat zu hören, der höre!



Ja das ist gut möglich, aber wie finde ich ihn um mich von Ihm führen zu lassen.
Oder bin ich noch zu blind, zu taub?

Paul
paul
Junior Boarder
Beiträge: 21

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#365
Aw: Die lange Suche nach dem Meister 23.10.2009 10:19  
Hallo Paul,
glücklicherweise kann ich nicht beurteilen, ob Du zu blind oder zu taub bist, um Deinen Meister zu erkennen.

Aber selektiere selbst einmal anhand folgender Kriterien:

Es gibt verschiedene "Ebenen":
unten kommen die "Lehrer". Auch diese haben eine Reihenfolge. von unten beginnend sind dies Schüler, welche den öffentlichen Teil ihrer empfangenen Lehre wieder an andere weitergeben. Sie bekennen sich meist öffentlich zur Lehre, zu einem Lehrer, etc., haben keine eigenen Schüler. Du findest viele in den diversen Foren.

Dann kommen "normale" Lehrer. Sie schreiben Bücher, halten Vorträge und treten öfters auch bei großen Veranstaltungen als Gastredner auf. Auch sie sammeln keine eigenen Schüler.

Jetzt kommen die "Gurus": Auch sie wirken öffentlich, treten jedoch nur bei eigenen Verantstaltungen auf, gründen Schulen oder spirituelle Niederlassungen und sammeln "Schüler" durch Werbung, Mundpropaganda, etc. ein. Sie sind relativ leicht aufzuspüren, da sie ortsansässig sind (auch wenn sie viel herumreisen). Ihr Wirken hat zwei Gründe:
Die Grundlehre zu vermitteln und
bei den Schülern die Spreu vom Weizen zu trennen!
Denkt immer an Jesus: "Viele sind berufen, doch nur wenige sind auserwählt!"

Dann kommen die "großen" Lehrer: Sie scheuen die direkte Öffentlichkeit, sie wechseln häufig die Orte, ihr Aufenthalt ist nicht bekannt, sie leben meist nach außen hin völlig unerkannt und geschickt getarnt.
Sie sammeln nur wenige Schüler um sich - meist jene, welche schon in den Vorleben um sie waren. Jene Schüler treten nach außen hin nicht in Bezug zu ihrem Lehrer auf, d.h. kein einziger verkündet laut: Ich bin Schüler von Xyz.
Trotzdem kann man sie angeblich finden, indem man Augen und Ohren öffnet und seinem Herzen folgt. Doch sie sind Meister der Verwirrung.
Sie kommen nicht zum Schüler, sondern jener muß zu ihnen kommen! Erst dann sei der Schüler angeblich auch bereit für den Lehrer - doch auch das soll noch etliche Umwege kosten. Oben aufgeführte Geschichte stellt solch einen Lehrer dar (jener Bücherfreund).

Hier sind wir an der Schwelle zum wahren Meister. Sie ist -wie könnte es auch anders sein - fliessend.
Es gibt lehrende Meister, doch die meisten Meister ( ) leben mit ihren wenigen Schülern in fester Gemeinschaft, um spirituell weiter zu kommen.
Es handelt sich dabei um die "auserwählten" Schüler, welche bereit für den Weg waren, als jener Meister "noch" großer Lehrer war.


Nun, mein lieber Paul, beantworte Dir selbst folgende Fragen (Die Du nicht hier beantworten solltest! )

Fühlst Du Dich zu jemandem "irgendwie komisch" hingezogen, den vielleicht nur vom sehen, lesen oder hören kennst? (Die "Gefühle" sollten natürlich von oberhalb der Gürtellinie kommen ).

Fasziniert Dich irgendjemand (Lebender) durch seine Taten, Werke, Aussagen?

Ist es Dein einzigster und zugleich brennendster Wunsch, spirituell zu wachsen?

Wärst Du bereit, gemäß Jesu Worten zu handeln:" Lege Deine Arbeit aus der Hand und folge mir nach."

Und bei konkretem Verdacht:
Zieht Dich irgendetwas zu jenem Menschen hin, so daß Du ihn am liebsten kennenlernen möchtest?

Kannst Du jenen Menschen genau einschätzen? Oder ist er wechselhaft in seinen Reaktionen?

Was genau soll er (der Meister) Dich lehren?

Was genau willst Du wirklich durch ihn erreichen?

Hm...viele Fragen, ich weiß...
aber so hab ichs mal wo gelesen... stimmt vielleicht auch nicht...
Heutzutage kann man schließlich auch viel durchs Net lernen. Viele "Erleuchtete" (na ja - deren Ausssage!) haben eigene Websides!
Vielleicht braucht man da auch gar keinen Meister mehr? Es gibt viele Menschen, welche meinen, ohne Meister ebenso voran zu kommen. Sie wollen sich nicht "abhängig" machen. Warum sollten diese Alle sich irren?

Na, vielleicht hilft Dir das ein wenig weiter, mein lieber Paul. Wichtig ist nur eines: Vertraue auf Dein Herz, wenn es soweit ist.
Und solange übe Dein Yoga (oder Deine Kriyas, falls Du Kriya yoga praktizierst!).
Vielleicht hilft es auch, darüber zu meditieren?

Liebe Grüße
Woherwig
Woherwig
Senior Boarder
Beiträge: 70

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