Aw: Kriya Yoga - eine Kurzeinführung 29.11.2009 07:54
Hallo YogiOnTheWay,
YogiOnThe Way schrieb: Hallo Woherwig,
vielen Dank für Dein Post. Wie schon so oft beweist Du einen angenehm weiten und toleranten Blick auf die Dinge. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, dass Du mir eher den Mörtel aus der Mauer kratzt, als diese zu untermauern.
Nun, vielleicht tausche ich den Mörtel ja nur gegen Beton und Fugenmasse aus...Beton für mehr Stabilität und die Fugenmasse um mehr flexibilität zu erhalten.
Widerspruch? Nur scheinbar....
Du sagst, Kriya Yoga ist eine Wissenschaft. Wissenschaften sind sehr präzise. Man kann hier nicht einfach Dinge verändern, ohne das Ergebnis zu beeinflussen. Wo wäre dann der Sinn einer solchen Technik, wenn sich eine Änderung nicht auswirken würde?
Lass es mich an einem Beispiel erklären: Zwei Chemiestudenten bauen ein bestimmtes Experiment auf. Der eine Student hat ein super tolles Labor mit allem drum und dran, der andere hat leider nur bescheidene Mittel und kaum Ausstattung.
Der mit dem tollen Labor kann sofort in den Versuch gehen, er hatt alle Gefässe und chem. Ausgangsstoffe zur Verfügung.
Der Andere aber muss sich erst best. Ausgangsstoffe selbst herstellen, um überhaupt loslegen zu können. Und dann muss er das Experiment auf einem "Umweg" nachvollziehen, da ihm best. Laborgeräte nicht zur Verfügung stehen.
Beide vollziehen das Experiment - das Ergebnis ist das Gleiche - nur kommt der eine eben zu einer anderen Zeit zum Ziel.
War dann der "Umweg" des Einen wirklich sinnlos? Sicher nicht, denn er hat dadurch Erfahrungen gesammelt, welche der Andere nicht machen konnte. Was jetzt nicht heisst, dass er darüber (die Erfahrung)nicht verfügt.
Das "Experiment" sind die Kriyas; die Laborgeräte und chem. Ausgangsmittel sind der Körper und der Geist mit allen darin verhafteten Emotionen, karmischen Einlagerungen u.v.m.; der Student ist der Kriyaban.
Gerade deshalb ist Kriya Yoga eine Wissenschaft, nur dass es eben viele Experimente gibt, die zum Ergebnis führen - je nach Student.
Wenn wir hier von spiritueller Suche im Allgemeinen reden, oder Kriya einfach als Handeln übersetzen, dann stimme ich voll und ganz zu. Nicht aber, wenn wir von besagtem "Kriya-Yoga" reden. Nennen wir es mal einen bestimmten Pfad der Yogameditation.
Nun, jeder wird in seinem ehrlichen Bestreben, höheres Wissen zu erlangen, unterstützt. Unsichtbare Helfer sind zur Stelle und leiten jeden an - ohne aber in die freie Entscheidung des Menschen einzugreifen.
Auch Yogis wird geholfen - bevor diese Hilfe bemerken. Und so wird man - durch verschiedene äussere Umstände -zu einer Richtung geführt. Wie gesagt: Die freie Entscheidung bleibt dabei imemr noch...
Sorry, hier kann ich leider nicht folgen. Du meinst jetzt nicht den göttlichen Teil in uns selbst, mit dem wir uns wieder vereinen wollen?! Ich meinte wirklich persönlich. Warum musste Babaji 40 Jahre auf Lahiri Mahasaya warten, damit die jüngere Kriya-Yogageschichte ihren Lauf nehmen konnte, wenn doch heute mehrere "angebliche" Kriya-Yogis durch Visionen eingeweiht wurden? Das klingt für mich unlogisch.
Herzliche Grüße
YogiOnTheWay
Hm...auch Du triffst irgendwann "persönlich" den grossen Babaji...
Mit "persönlich" meine ich damit, dass Du Dich ab dann wirklich daran erinnern kannst, IHN getroffen zu haben und wie dies vonstatten ging.
Dann wird Dir auch wieder einfallen, dass Du schon oft - für kürzere Zeit - bei IHM warst.
Wie ich schon sagte: Yogananda hat sicher nicht alles in seinem Buch aufgeführt - ob er es wusste oder nicht, sei dahingestellt.
Über gewisse Dinge redet auch ein Meister zu seinem Schüler nicht immer - dies gilt für Sri Yukteswar zu Yogananda und sicher von Yogananda zu seinen Schülern, welche er durch ein Buch ansprechen würde, wenn er "persönlich" schon lange nicht mehr sein würde...
Was also ist "persönlich"?
Muss ich in Fleisch und Blut da sein, um "persönlich" zu sein?
Redest Du hier nicht "persönlich" mit "Woherwig" ohne diesen "persönlich" zu kennen? Vielleicht gibt es ihn ja so, wie er hier ist, gar nicht!?
Was also ist "persönlich"?
Wenn ich Dich jetzt verwirrt habe, dann tut es mir leid. Aber daran siehst Du, dass ich nicht wirklich etwas weiss...
Aw: Kriya Yoga - eine Kurzeinführung 29.11.2009 10:18
Guten Morgen Woherwig,
erst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Dein Post zu erklären.
Ein paar Teile verstehe ich jetzt besser.
Ein Beobachter Deines Experimentes würde natürlich feststellen, dass der Student mit dem besser ausgestatteten Labor schneller fertig sein würde.
Der Vergleich ist vielleicht nicht ganz fair, denn beide Studenten gehen mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen an den Start. Auch wenn dies eine herrliche Allegorie für zwei Menschen wäre, die sich durch unterschiedliche Handlungen in ihren früheren Leben (der Glaube an Wiedergeburt vorausgesetzt) eine unterschiedliche Position auf dem spirituellen Pfad erarbeitet haben.
Gehen wir aber davon aus, beide stehen im gleichen Labor. Jetzt geht es beispielsweise darum eine Flüssigkeit schnellstmöglich zu erhitzen. Der eine greift zu einem Feuerzeug und hält es an ein Reagenzglas und der andere nimmt den Bunsenbrenner. Auch dies wäre eine Sicht auf verschiedene Techniken. Wieder ist einer von beiden schneller fertig, dieses Mal ohne extra Erfahrungen zu machen.
Über Zeit zu reden ist bei Kriya-Yoga schwierig. Alle haben dann gleich das Zitat von Yogananda im Kopf: "Kriya-Yoga ist der Flugweg zu Gott." Da klingt immer so, als würde man ein wenig meditieren und in ein zwei Jahren wäre man am Ziel der Selbstverwirklichung. Es berücksichtigt weder, dass wir an unterschiedlichen Ausgangspunkten in diesem Leben starten, noch, dass wir (deswegen) unterschiedliche Interessen haben und unterschiedliche Stufen durchlaufen müssen. Während für einen Kriya-Yoga zur Zeit genau das Richtige ist, könnte für einen anderen der sonntägliche Kirchgang und das tägliche Gebet genau das Richtige sein. Der Boden muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit bestimmte Pflanzen darauf wachsen können.
Den Teil über Babaji habe ich immer noch nicht verstanden. Das macht aber auch nichts. Wir müssen hier zu keinem Konsens kommen, auch wenn dieser "wahrscheinlich" in den meisten Dingen da ist. Das meinte ich mit dem ersten Zitat. Ich hänge nicht "mehr" so sehr an dem Verstand und kann gut damit leben, wenn ich Dinge "noch" nicht verstehe.
Wünsche Euch allen einen schönen ersten Advent!
Liebe Grüße
YogiOnTheWay
Aw: Kriya Yoga - eine Kurzeinführung 29.11.2009 11:30
Moin zusammen
Lieber YogiOnTheWay, Lieber Woherwig
Eure Diskussion finde ich inspirierend!
Mir schießen dabei so ein paar Sahen durch den Geist, bezüglich der "reinen Lehre".
Lahiri Mahasaya war der erste den Babaji zwecks Widerbelebung des Kriya Yoga einweihte. Bis der Gute an dem Punkt seiner Entwicklung war an dem er diese Lehre aufnehmen konnte wartete Babaji. Ich denke zur damaligen Zeit war Lahiri Mahasaya das beste "Werkzeug" für diese Mission.
Vieles wurde durch Lahiri Mahasaya in Gang gesetzt, einige Organisationen, wie z.B. Die SRF, Ananda und andere gegründet und Kriya Yoga wurde dadurch nach und nach wieder bekannter in der Welt.
Jede große Orgnisation aber setzt sich aus Menschen zusammen und folglich "Menschelts" in diesen Organisationen früher oder später.
Es kommen Faktoren ins Spiel, die der Lehre möglicherweise nicht immer zuträglich sind.
Träte sowas ein, was läge da näher, als "Frischzellen Therapie".
Gäbe oder gibt es ein Werkzeug zur Vervollkommnung der Kriya Yoga Mission in der heutigen Zeit, das ihr besser dienen könnte als die Schüler der Schüler der Schüler der Schüler, was läge da näher als, daß Babaji ein weiteres jetzt zur Verfügung stehendes Werkzeug in den Kriya Yoga einweiht, um der Lehre neuen Schwung zu verleihen.
Meine Wenigkeit mußte erst zweieinhalb Jahrzehnte Hatha und Raja Yoga praktizieren, um zum Kriya Yoga zurückzufinden.
Und doch spüre ich das es gut war und ist wie es ist.
Sowohl im Hatha und Raja Yoga gibts etliche graue und schwarze Schafe, ebenso wie im Kriya Yoga.
Einigen davon durfte ich in diesem Leben begegnen und von Ihnen, bzw. aus diesen Begenungen lernen.
Jetzt kratzt mir das Kriya Yoga allen alten morschen Mörtel aus den Fugen , um es mit deinen Worten zu sagen YogiOnTheWay, und das ist gut so wie es ist.
Die Mauern werden durchlässiger, flexibler, und manche lösen sich nach und nach ganz auf.
So what? Diese Mauern hatten eine Funktion, jetzt haben sie eben keine mehr.
Immer mehr komme ich dahin zu ahnen zu spüren das ich eigentlich nix weiß .
Mein Lehrer des Kriya Yoga ist einer derjenigen außerhalb der direkten Linie von Lahiri Mahasaya und doch spüre ich, daß er sehr eng damit verknüpft und verbunden ist.
Aber tief in meinem Herzen ahne ich das er dennoch eine sehr sehr reine Lehre vermittelt und dieser meiner Persöhnlichkeit entspricht und für den Schreiber dieser Zeilen genau der Meister ist nach dem die Seele so lange gesucht hat, auf den sie gewartet hat.
Lange Jahre vorher habe ich mit dem Kriuya geliebäugelt, aber der entscheidende Schubs kam eben erst im letzten Sommer durch "Ihn".
Liebe Grüße und einen inspierierenden und gesegneten 1 ten Advent
Lars
Aw: Kriya Yoga - eine Kurzeinführung 29.11.2009 12:30
YogiOnThe Way schrieb: Hi Paul,
Swami Vishwananda:
....
Viel wichtiger scheint mir aber folgender Satz: "Der Swami lehrt bisher keinen besonderen Yogaweg. " Es gibt also keinen Weg oder Meditations-Praxis, die es uns ermöglichen ihm nachzufolgen bzw. zu dem zu werden, was er ist.
......
Herzliche Grüße
YogiOnTheWay
Hallo
Ich selbst noch mal ein wenig im Netz gelesen und gesucht.
Dabei stieß ich auf folgendes Video von Lars Lehrer
Ich denke du hast recht.
Wozu dient mir ein Lehrer/Meister , wenn er mir keine Übungen an die Hand gibt durch eigenes Bemühen voranzuschreiten.
Aw: Kriya Yoga - eine Kurzeinführung 29.11.2009 16:52
Hallo Lars,
nachdem Woherwig untermauern wollte, willst Du jetzt die Mauern ganz abreissen. Also so geht das hier ja nicht. Wir sind doch nicht bei den Freimaurern.
Ich finde Deine Antwort sehr passend und habe dem wenig hinzu- und nichts entgegen zu setzen. Wenn jemand von der einen reinen Lehre spricht, dann drehe ich mich schon meist um und mache mich bereit zur Flucht. So wollte ich Kriya-Yoga in welcher Form auch immer nie darstellen.
Es gibt zu viele Wege, die in irgendeiner Form das spirituelle Wachstum fördern und oder zum Ziel der Selbstverwirklichung führen.
Ich denke wir stehen an ähnlichen Punkten. Auch ich werde mir immer mehr bewusst, dass ich herzlich wenig weiss. Wenn das Ego diese Information erst einmal verarbeitet hat, entsteht viel Raum für Vertrauen in die Führung einer höheren Macht. Abgesehen davon empfehlen Meister wie Swami Vivekananda theoretische Diskussionen zu vermeiden. Ich erkenne den Sinn dahinter, aber kann es auch nicht lassen.
...und dieser meiner Persöhnlichkeit entspricht und für den Schreiber dieser Zeilen genau der Meister ist nach dem die Seele so lange gesucht hat, auf den sie gewartet hat.
Und ich denke, genau darauf kommt es an. Mir geht es da genauso. Anderer Lehrer, eventuell leicht andere Lehre, aber das gleiche Gefühl.
Ab jetzt kommt der eigentlich schwierige Part. Ich (wir) habe das, was ich wirklich lange gesucht habe, gefunden. Die nötigen Anstrengungen um Fortschritte zu machen, muss ich jetzt selbst übernehmen. Sehr schön wird das ja auch von Deinem Lehrer in Paul's Post gesagt. (@Paul: Danke dafür).
Anbei noch eine inspirierende Geschichte zum Thema Wissen und Hochmut: Ein einfacher Mann geht zu einem Brahmanen Priester und fragt ihn um Rat. Er fragt, wie er beten soll, damit er Gott sieht. "Was für ein Idiot muss das sein", denkt der Priester, "zu glauben, dass er jemals Gott sehen kann! Ich will mir einen Spaß mit ihm erlauben." Also sagt der Priester dem Mann, er solle jeden Tag ohne Ausnahme mit einem Bambusstab auf einen bestimmten Meilenstein schlagen. Der Mann dankt dem Priester und geht heim. Sich den Ratschlag zu Herzen nehmend, macht er genau das, was der Priester ihm gesagt hat. Tag um Tag wandert er zu dem Meilenstein und gibt diesem einen heftigen Schlag mit seinem Bambusstab. In dem unbeirrbaren Glauben, dass er so eines Tages Gott sehen wird. Eines Abends ist er zu einem Festessen eingeladen. Mitten im Mahl stellt er fest, dass er heute vergessen hat, zum Meilenstein zu gehen. Eilig entschuldigt er sich bei seinen Gastgebern und macht sich auf, sein tägliches Ritual auszuführen.
Am nächsten Tag geht er zu dem Priester und bedankt sich überschwänglich bei ihm. "Warum um alles in der Welt bedankst Du Dich bei mir?" fragt ihn der überraschte Priester. "Jeder würde annehmen, dass Du Gott gesehen hast!" Tränen der Freude rollen die Wangen des Mannes herunter. "Aber ich habe ihn gesehen! Es passierte gestern, als ich den Meilenstein wie gewöhnlich mit meinem Bambusstab schlug." Der Priester erkennt, dass der Mann die Wahrheit sagt und ist gezwungen, sich seinem eigenen Fehler und Stolz zu stellen.
"Wie kann das sein?" denkt er verbittert und vergießt Tränen des Selbstmitleides. "Obwohl ich mein ganzes Leben zu Gott gebetet habe, habe ich ihn nie gesehen. Aber dieser ungebildete Mann schlägt mit einem Bambusstab auf einen Meilenstein und wird mit einer Vision gesegnet!"